Wir arbeiten zu Konsequenzen einer Entgrenzung von Verfügbarkeit aus sozial-, gesellschafts- und wirtschaftspolitischer und schließlich kirchentheoretischer Sicht:
Digitalisierung und die Erfahrungen der Pandemie haben eine Reihe grundlegender gesellschaftlicher Veränderungen angestoßen – und stellen auch traditionelle Übereinkünfte in Frage. Ein für Menschen, Gesellschaft wie auch Kirche einschneidender Veränderungsprozess ist die derzeit neu stattfindende Aushandlung von zeitlichen – zum Teil auch räumlichen – Vereinbarungen.
Die in kurzer Zeit weit verbreitete Möglichkeit mobiler Arbeit ist ein enormer Treiber, wenn es darum geht, das tägliche und wöchentliche Leben neu zu organisieren und zu planen. So ändern sich Arbeitsorte und Wege, Arbeitszeiten. Arbeit mit Familie zu vereinbaren wird einfacher und zugleich komplexer. Dabei verschwimmt die klare örtliche und zeitliche Trennung von Arbeit und Freizeit, die uns im Zuge der Industrialisierung stark geprägt hat, vieles fließt ineinander: Wir arbeiten ein paar Mails ab am Sandkastenrand oder abends auf der Bettkante, wir besorgen und organisieren kleine private Dinge schnell während des Online-Meetings.
Lauert hier die Gefahr von mehr Fremdbestimmung oder öffnen sich neue Räume für Autonomie? Profitieren alle von neuen Chancen oder sind die Möglichkeiten sehr ungleich verteilt? Sind Geschwindigkeit und Unmittelbarkeit Zeichen größerer Selbstwirksamkeit oder ist das alles bloß Illusion angesichts umfassender Verfügbarkeit? Wie verändern sich menschliche Beziehungen? Wie verändern sich Städte und Kommunen, wenn Wege sich ändern, Büros und Geschäfte verschwinden, Flächen für andere Nutzungen frei werden? Und: Welche Rolle spielt die Kirche, die Gemeinde, wenn gerade in großem Umfang und großer Geschwindigkeit Zeitkontingente neu verteilt werden? Bleibt der Sonntag noch arbeitsfrei, wenn ich am Frühstückstisch kurz die Mails checke? Bleibt der Sonntagsgottesdienst als einziger Termin orts-, zeit- und präsenzgebunden?
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